...und stündlich spricht das Eis

15.01.2017 10:20 von Sabine Driehaus

Aus der Faszination eines Fotografen für die Ästhetik von Eis entstand ein aufwändiges wissenschaftlich-künstlerisches Projekt zu den Folgen der Erderwärmung:
Extreme Ice Survey (E.I.S.) ist eine Langzeit-Fotostudie, die auf ebenso eindrucksvolle wie erschreckende Weise dokumentiert, wie schnell und in welch hohem Ausmaß die Gletscher unseres Planeten schrumpfen. Wissenschaftlich begleitet überwachen seit 2007 43 Kameras 24 Gletscher in Alaska, Kanada, Montana, Grönland, Island, Österreich und der Antarktis rund um die Uhr und schießen stündlich Fotos. Die daraus montierten Zeitraffer-Videos sprechen eine deutliche Sprache. Genau das will der amerikanische Fotograf und Initiator des Projekts, James Balog, damit bezwecken: „Vor 20 Jahren hätte ich nie geglaubt, dass der Mensch in der Lage ist, so etwas Großes, Komplexes wie die Erdatmosphäre und das Klima zu verändern,“ erzählt er im Film „Chasing Ice“. „Nun habe ich aber mit eigenen Augen gesehen, dass er es tut.“ Solche Bilder, so hofft er, müssten doch alle Menschen für die drohenden Folgen sensibilisieren und motivieren, zu handeln.
Die Gletscher selbst sind die Zeitzeugen: Viele zehntausend Jahre alt, sind in ihren Gaseinschlüssen die Zusammensetzung und Temperatur früherer Atmosphären konserviert, die nun zu Vergleichszwecken herangezogen werden können. Ergebnis: Temperatur und CO2-Gehalt der Atmosphäre sind eng korreliert, und die heutige CO2-Konzentration steuert mittlerweile auf den doppelten „Höchstwert“ der letzten 200.000 Jahre zu – innerhalb von nur 100 Jahren.
„Der Klimawandel ist keine Frage des Glaubens, sondern des Wissens, basierend auf Beobachtung und wissenschaftlichen Ergebnissen“.
Wir können den Klimawandel leugnen oder ignorieren; wir können Naturgesetze beiseite schieben, mahnende Stimmen belächeln, als ideologische Propaganda abtun und sogar verbieten.
Vor den Folgen wird uns das nicht bewahren. Und auch nicht vor der Frage, die uns unsere Kinder stellen werden:
„Warum habt ihr nichts getan?“

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